Die psychodramatische Sitzung

Die Aufwärmphase

Jede Psychodrama-Sitzung beginnt mit einer Erwärmung, durch die die Teilnehmer*innen in Begegnung und Kontakt kommen, Vertrauen fassen und ihr Thema finden. Sind die Teilnehmer*innen mit sich und den anderen etwas warm geworden, fragt der Leiter/die Leiterin nach dem augenblicklichen Empfinden der Gruppenmitglieder, wobei häufig schon erste Themen auftauchen. Ist ein Thema gefunden, ein Protagonist benannt, wird die Bühne eröffnet. Die Leitung befragt den Protagonisten nun und versucht, aufgrund seiner Erzählung eine darstellbare Szene auszumachen, die den Protagonisten emotional ansprechen wird. Requisiten und Mitspieler*innen wählt der Protagonist daraufhin selbst. Er richtet sich die Bühne ein und wählt aus den anderen Teilnehmer*innen seine Mitspieler*innen – die Hilfs-Ichs – aus, führt sie in ihre Rollen ein und beginnt seine Inszenierung.

Die Aktionsphase

Während der Protagonist in seiner Szene agiert, entwickelt er unter Mitwirkung des Leiters/der Leiterin, der Hilfs-Ichs und der Gruppe seine eigene Wirklichkeit und lebt diese auf der Bühne aus. Die Leitung erfüllt hierbei die Rolle des Regisseurs. Dabei geht es nicht um eine künstlerisch anspruchsvolle Inszenierung, sondern mit Hilfe des Psychodramas den Protagonisten zu unterstützen, einen intensiven Kontakt zu seinen Gefühlen herzustellen, alternative Ideen zu entwickeln oder neue Aktionen auszuprobieren. Hat der Protagonist einen Zugang zu seinen Gefühlen gefunden, können sich innere Konflikte lösen oder neue Ideen für Handlung entstehen.

Die Feedbackphase

Jeder Spielphase folgt eine Besprechung der Inszenierung. Hierbei kommen zuerst die Zuschauer zu Wort. Sie teilen den anderen mit, was sie während des Spiels erlebt und gefühlt haben und welche Erfahrungen, Gedanken und Gefühle sie mit dem Protagonisten teilen können. Dann geben die Hilfs-Ichs dem Protagonisten Auskunft darüber, wie sie sich in ihrer Rolle gefühlt und wie sie den Protagonisten in seiner Rolle wahrgenommen haben. Zum Schluss erläutert der Leiter/die Leiterin das Spiel und begründet seine Entscheidungen für einzelne Regieanweisungen.

Natürlich setzt das Psychodrama – wie andere Therapieverfahren auch – auf einen therapeutischen Prozess, d.h. Probleme lassen sich nur selten in einer einzigen Psychodrama-Sitzung aus der Welt schaffen. Gerade die Zeit nach der Inszenierung ist für den Protagonisten bedeutsam, weil das auf der Bühne Erlebte in ihm arbeitet und nachwirkt. Deshalb ist die Arbeit der Psychodramaleitung nach der Inszenierung nicht beendet, sondern beinhaltet immer auch eine prozessuale Begleitung und Unterstützung der Teilnehmer*innen, wenn der Vorhang bereits gefallen ist.